Call for Paper – Begriffe als Werkzeuge der Soziologie

Von: https://soziologie.de/aktuell/news/begriffe-als-werkzeuge-der-soziologie

(Deadline: 10. Januar 2024)

Trotz einer erheblichen Aufmerksamkeitskonjunktur für den politischen Gehalt von Sprache und Begriffen in der breiteren Öffentlichkeit – insbesondere, was soziale Kategorisierungen anbelangt – ist es in der Soziologie eher still geworden um das Thema „Begriffe“. Zwar sind Diskurse und ihre Begriffe ein wichtiger Gegenstand der empirischen Forschung, aber die Frage nach den Begriffen, mit denen Soziologie selbst ihre Gegenstände fasst und analysiert, ist immer mehr an den Rand des fachlichen Relevanzspektrums gedrängt worden (Swedberg, 2018). Dabei hat es doch eine Zeit ge- geben, in der diese Fragen im Rahmen theoretisch-methodischer Diskussionen eine wichtige Rolle gespielt haben: Sei es in klassischen disziplinprägenden Debatten – man denke nur an Webers Über- legungen zu Idealtypen vor dem Hintergrund des Werturteilsstreits (Weber 1985) oder an Adornos Insistieren auf die Bedeutung der „Diskrepanz von Begriff und Sache“ (Adorno et al. 1972: 135) im Positivismusstreit –, sei es in spezifisch begriffszentrierten Auseinandersetzungen mit Konstruktion, Leistungsfähigkeit und Problemen soziologischer Kategorien (z.B. Bierstedt 1974; Haag 2003).

Demgegenüber hat das Problem der Begriffe heute viel an Aufmerksamkeit eingebüßt. Damit ist allerdings nicht gemeint, dass es dem Fach an begrifflichen Neuschöpfungen mangele – im Gegen- teil, es drängt sich gelegentlich der Eindruck auf, dass die Praxis der soziologischen Begriffsbildung streckenweise die Form eines „Überbietungswettbewerbs“ im Erfinden möglichst origineller Be- zeichnungen angenommen hat. Was fehlt ist hingegen eine systematische und paradigmenüber- greifende Reflexion darüber, welche Rolle Begriffe in der soziologischen Theoriebildung spielen, und in welchem Verhältnis jeweils Begriff und Gegenstand in der empirischen Forschung stehen. Der geplante Sonderband geht von der These aus, dass sich die Frage der soziologischen Begriffsbildung und -verwendung in der Gegenwart erneut mit Dringlichkeit stellt. Drei zentrale Ursachenkonstellationen sind dafür verantwortlich. Diese drehen sich um gewandelte Bedingungen soziologischer Begriffsarbeit in theoretischer, gesellschaftlicher und methodischer Hinsicht a. Begriffswirren unter den Bedingungen multiparadigmatischer Forschung; b. Gesellschaftliches Ringen um die politische Wirkung von Begriffen; c. Begriffliche Referenz, empirische Forschung und ihr Wandel in einer digitalisierten Welt.

Insgesamt zielt der Sonderband darauf ab, den soziologischen Theoriediskurs zum Thema ›Begriffe‹ vor dem Hintergrund der skizzierten aktuellen Problemfelder wieder zu eröffnen und einen Beitrag zu seiner dauerhaften Verankerung im Fach zu leisten. Diesem Ansinnen der Verständigung und des konstruktiven Streitens folgend sind Beiträge willkommen, die sich über gängige theoretisch-me-thodische Fassungen von Begriffsproblemen hinauswagen und den soziologischen Begriffsgebrauch vor dem Hintergrund der Herausforderungen in theoretischer, gesellschaftlicher und methodischer Hinsicht weiterdenken.

Wir bitten um die Einreichung vollständiger Manuskripte bis zum 10. Januar 2024 an folgende Ad-ressen: f.anicker(at)hhu.dejennifer.brichzin(at)unibw.dethomas.kern(at)uni-bremen.de. Die Manu-skripte sollten einen Umfang von bis zu 80.000 Zeichen (all inclusive) nicht überschreiten. Bei der formalen Gestaltung der Manuskripte orientieren sich Autorinnen und Autoren an den Richtlinien der Sozialen Welt. Die Begutachtung der Beiträge wird im Peer-Review-Verfahren erfolgen. Die Aus-wahl der Beiträge für den Review-Prozess ist bis Februar 2024 vorgesehen. Die Übergabe der fertig überarbeiteten Manuskripte an den Nomos Verlag ist bis September 2024 geplant, so dass das Son-derband Anfang 2025 veröffentlicht werden kann. Wir freuen uns auf Ihre Beiträge!

Vollständiger Call: https://soziologie.de/fileadmin/user_upload/calls/2023/05/CfP_Begriffe_SonderbandSW_AnickerBrichzinKern.pdf


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